Informationen geprüft und erstellt in Kooperation mit der Biochemikerin Dr. Sarah Schunter aus München.
Informationen geprüft und erstellt in Kooperation mit der Biochemikerin Dr. Sarah Schunter aus München.
Im menschlichen Körper und Stoffwechsel geht nichts ohne Aminosäuren und Peptide. Sie sind beispielsweise verantwortlich für:
Das benennt die Funktionen und Aufgaben von Aminosäuren und Peptiden sehr verallgemeinert, ohne zu tief ins Detail zu gehen. Die überaus komplexe Stoffgruppe der Peptide setzt sich aus unzähligen Vertretern zusammen und lässt sich daher nur unvollständig in einem Satz beschreiben. Würde man es dennoch versuchen, dann am besten so: Peptide sind kurze Ketten aneinandergereihter Aminosäuren.
Jedes Peptid ist in erster Linie ein hydrierender Stoff. Denn Peptide haben die Eigenschaft, Wasser zu binden und eine Art Wasserhülle um sich herum zu bilden. Als solches bieten sich Peptide für die Pflege (fast) jeder Haut an. Doch darüber hinaus wirken Peptide je nach Art des Peptids individuell unterschiedlich und übernehmen in der Haut unterschiedliche Aufgaben. Folgende Arten von Peptiden werden in der Dermatologie beschrieben:
Die Gruppe der Signalpeptide ist die am extensivsten erforschte Gruppe von Peptiden in der Kosmetik. Signalpeptide spielen eine tragende Rolle bei Stoffwechselprozessen im Bereich der Wundheilung sowie Festigung und Elastizität der Haut. Bestimmte Vertreter dieser Gruppe sollen die Bildung von Kollagen sowie weiteren Zellstrukturen erhöhen.
Hast du schon einmal den Begriff „Kupferpeptid“ auf einem Kosmetikprodukt gelesen? Dann handelt es sich dabei meist um ein Peptid aus der Gruppe der Transportpeptide. Sie sind unter anderem für die Freisetzung und Stabilisierung von Kupfer verantwortlich. Das ist insofern wichtig, als dass Kupfer – das dritthäufigste Spurenelement in unserem Körper – für den Aufbau von Kollagen unverzichtbar ist. Transportpeptide können Kupfer in diese Prozesse einschleusen und unterstützen damit die Bildung festigender Hautstrukturen.
Für die Kosmetik besonders spannend sind die Neurotransmitter-inhibierenden Peptide. Sie sollen vor allem die Zeichen der mimischen Hautalterung verbessern. Diese Peptidklasse soll die Signalübertragung an Muskelzellen verringern und so – ähnlich wie Botox – die Muskelbewegung unterbinden.
Hemmen bestimmte Stoffe, die für den Abbau von Zellstrukturen wie Kollagen oder Elastin verantwortlich sind. Werden diese Stoffe blockiert, wird der Abbau von Kollagen oder Elastin eingebremst und die beiden Strukturgeber der Haut bleiben länger intakt. Das Ergebnis: festere und elastischere Haut.
Die Kosmetik hat sich hautwirksame Peptide zum Vorbild genommen und Verbindungen entwickelt, die den körpereigenen Peptiden in Funktion und Wirkung nachempfunden sind. Peptide gelten als sehr verträgliche kosmetische Inhaltsstoffe. Zudem ist die Gruppe der kosmetischen Peptide gut auf ihre Wirkung hin untersucht, sodass der Einsatz in Hautpflege durchaus sinnvoll ist. Das gilt besonders für die Signal- und Transportpeptide.
In der Hautpflege kommt heute eine Vielzahl verschiedener Peptide zum Einsatz. Peptide sind auf der Liste Inhaltsstoffe recht einfach zu identifizieren: findet sich der Wortteil „peptide“, kannst du davon ausgehen, dass ein oder mehrere Signal-, Transport-, Neurotransmitter-inhibierende oder enzyminhibierende Peptide enthalten sind.
Häufig lassen sich die kosmetischen Peptide in ihrer Wirkung nicht eindeutig den einzelnen Gruppen zuordnen. Auch ist es relevant, Peptide mit anderen Peptiden zu kombinieren, um eine entsprechende Wirksamkeit zu erhalten. Hier ein paar Beispiel für verschiedene Peptide in der Kosmetik:
In Hauptpflege finden sich Peptide vor allem in Seren, Boostern oder Cremes. Wichtig sind eine zuverlässige Stabilisierung und Konservierung der Pflegeprodukte, denn Peptide unterliegen einem schnellen Abbau. Daher sollten Produkte mit Peptiden kühl, licht- und sauerstoffgeschützt aufbewahrt werden, eine entsprechende Konservierung aufweisen und außerdem rasch verbraucht werden.
Peptide in deine Beautyroutine zu integrieren ist nicht schwer. Nutze entweder ein entsprechendes Serum oder eine Creme, die Peptide enthält. Du kannst Peptide sowohl morgens als auch abends anwenden. Peptiden, die einen „botox-like“ Effekt entfalten sollen, eignen sich hingegen besonders für die Anwendung am Tag.
Vor allem für die Pflege der sensiblen Augenpartie, bei Tränensäcken, Augenringen oder geschwollen Augen, kommen häufig Peptide zum Einsatz. Zum einen profitiert der Bereich um die Augen unmittelbar vom hydrierenden Effekt der Peptide – so erscheinen Knitterfältchen und Krähenfüße geglättet. Zum anderen wirken manche Peptide abschwellend und aufhellend.
Die Neurotransmitter-inhibierenden Peptide sollen eine nicht-invasive Alternative zu Botox sein, indem sie einem ähnlichen Mechanismus folgen: der Hemmung der mimischen Muskulatur. Doch auch wenn in Studien hautglättende Effekte gezeigt werden konnten, gilt zu betonen, dass ein entsprechendes Peptidserum einer Botoxbehandlung in Wirksamkeit und Wirkdauer nicht annähernd das Wasser reichen kann. Genaugenommen ist ein Vergleich der beiden Ansätze etwa so sinnvoll wie der Vergleich zwischen Äpfel und Birnen.
Wünscht du dir das Ergebnis einer Botoxbehandlung, dann wirst du mit kosmetischen Peptiden leider nicht zum Ziel kommen. Denn Peptide können das Hautbild zwar glätten und verfeinern, ihr Effekt ist aber deutlich subtiler. Dennoch sind sie eine gute Ergänzung deiner Beautyroutine – vor allem wenn du Peptide mit Retinol, chemischen Peelings und einem täglichen Sonnenschutz kombinierst.
„Wer versteht, wie kosmetische Inhaltsstoffe agieren, setzt den ersten Schritt für eine wirksame Hautpflege“, sagt Biochemikerin Dr. S. Schunter. Als promovierte Biochemikerin entwirrt sie mit Vorliebe die oftmals kryptischen Inhaltsstofflisten von Hautpflegeprodukten: was steckt drin und wie wirkt es. Sie ist überzeugt: Mit diesem Wissen kann für jeden Hauttyp und jeden Hautzustand die richtige Pflege ermittelt werden.